Das Freilichtmuseum in Bad Zwischenahn besteht aus insgesamt 14 Häusern und Nebengebäuden. Zentrum und Hauptgebäude ist das Ammerländer Bauernhaus. Begrenzt wird das Museumsgelände auf der westlichen Seite von der aus dem Zwischenahner Meer kommenden Aue und auf der östlichen Seite vom zum Museum gehörenden Bauernwald. Das Südufer des Zwischenahner Meeres bildet die natürliche Grenze des Geländes. Es ist insgesamt eine harmonisch in eine Parklandschaft eingefügte Hofanlage.
Bauernhaus
Anfang 1900 hatten weitsichtige Mitglieder des Vereins, er hieß damals Verschönerungs-Verein in und bei Zwischenahn, die Idee, ein Original Ammerländer Bauernhaus für die Nachwelt aufzubauen und damit den nachfolgenden Generationen die bäuerliche Lebenskultur der Zeit um 1700 aufzuzeigen.
Der Beginn der Baumaßnahme erfolgte im Oktober 1909 aus den Teilen von zwei gekauften Bauernhäusern aus dem Ammerland aus der Zeit um 1695. Im Juni 1910 war die Fertigstellung und somit die Eröffnung des Freilichtmuseums in Bad Zwischenahn. Es ist damit eines der ältesten Freilichtmuseen seiner Art in Deutschland.
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Die Bauweise ist eine Zwei-Ständerkonstruktion aus Eichenfachwerk, mit handgearbeiteten Backsteinen ausgemauert. Das gesamte Stapelwerk ruht auf 124 Findlingen. Das Dach ist mit Reitbündeln gedeckt und bietet eine gute Isolierung sowohl im Winter als auch im Sommer.
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In diesem Bauernhaus lebten Menschen und Tiere unter einem Dach. Einen Schornstein gibt es nicht. Das Flett mit der Feuerstelle schließt an die Diele und damit an die Stallungen an. Lediglich die Wohnstube mit Alkoven und die Kammern sind durch eine Wand von der Diele getrennt. Links und rechts der Diele sind die Stallungen für das Vieh. Die Grootdör ist der Haupteingang und von der Herdstelle gut zu übersehen.
Die Herdstelle ist der Mittelpunkt des Hauses und der Arbeits- und Einflussbereich der Hausfrau. Über der Feuerstelle hängt der Herdrahmen aus Eichenholz, wegen seiner Form auch Schlitten genannt. Er verhindert, dass Funkenflug das Haus in Brand setzt. Der Rauch des Feuers zieht über die Diele und schließlich durch die Uhlen- (Eulen) -löcher ab.
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Links und rechts der Feuerstelle ist der Ünnerslag. Dort saßen der Bauer mit seiner Familie und das Gesinde gemeinsam zur Mahlzeit am Tisch. Gegessen wurden die auf der Herdstelle am offenen Feuer gekochten und aus der eigenen Erzeugung erwirtschafteten Produkte.
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Spieker
Der Spieker hat seinen Namen von Speicher. In diesem Gebäude wurde neben der Lagerung von Getreide auch gebacken und gebraut. Wie alle anderen Gebäude ein Fachwerk aus Eichenholz auf Granitfindlingen aufgebaut. Durch eine Querwand von Fachwerk, hier ausgemauert, sonst aber auch häufig gezäunt, wird der untere Raum des Hauses in zwei Hälften geteilt, in Back- und Brospieker (Brauspeicher)
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Scheune
Nach dem anderen Ende läuft das Dach über den offenen Wagenbau hinweg aus. Hier hinter dem offenen Fachwerk wurden Wagen, Pflüge und Eggen untergestellt.
Mühle
Die Windmühle im Freilichtmuseum in Bad Zwischenahn ist eine zweigeschossige Galeriekappenwindmühle (Holländer). Sie stammt aus dem Jahre 1811 und wurde zunächst im benachbarten Westerstede aufgebaut. Nach wiederholtem Besitzerwechsel war ihr letzter Standort in Hüllstede in der Nähe von Westerstede. Dort drohte sie nach ihrer Stillegung im Jahre 1958 zu verfallen und wurde 1960 zur Rettung in das Freilichtmuseum nach Bad Zwischenahn versetzt. |
In der Mühle gibt es einen funktionsfähigen Mahlgang zum Schroten sowie einen Kollergang, der zur Ölherstellung gebraucht wird. Die Flügel der Mühle sind 11,20 Meter lang, die Gesamthöhe der Mühle bis Kappenfirst beträgt 21 Meter.
Dweersack
Waren bei dem Bauernhaus die Giebel frei, so sind hier dagegen Ausbauten (Kofen) angebaut. Sie kamen nachträglich hinzu, zunächst wohl einer oder gleich beide, je nachdem wie sich der Bedarf einstellte. Im Hause brauchte man wohl noch Raum für die größere Familie oder den ausgedehnten Viehbestand.
Heuerhaus
Ein Bauernhaus in der Größe wie wir es zeigen, hatte auch immer Heuerleute als Bedienstete.
Oft waren es spätergeborene Söhne des Bauern die ihrem ältesten Bruder das Hoferbe überlassen mussten. Sie wohnten in einem zum Bauernhofe gehörenden Gebäude. Dazu gehörte ein Stück Land, das vom Heuermann bearbeitet wurde und dessen Ertrag ihm gehörte.
Das Haus ist wie eine kleine Ausfertigung des Bauernhauses. Es besteht ebenfalls aus Fachwerk, wobei aber das Fachwerk oft oder teilweise mit Lehm ausgemauert ist. Vorn im Haus fehlen die Pferdeställe, an der einen Seite ist Platz für eine Kuh, an der anderen Seite für einige Schweine. An der Rückseite des Hauses befinden sich die Dörnß und die Kammer mit ihren Alkoven.
Das hier aufgebaute Heuerhaus stand früher an der Nordseite des Zwischenahner Meeres
und stammt aus dem Jahre 1768
Einraumhaus
Das einräumige Haus, als Schäferei gedacht, ist die Behausungsstätte für den Schäfer. Es misst 8 mal 8 m; die Lägden ruhen, wie bei allen alten Bauernhäusern, auf Granitfindlingen. In dem ganzen Anwesen ist kein einziger Ziegelstein zu finden. Statt der gebrannten Dachziegeln ist es mit Reit gedeckt; im Vordergiebel unter dem runden, stark gewölbten Hamm fallen zwei Ständer auf, beide, zur Rechten und zur Linken, sind aus einem einzigen Stamm gespalten und twillen sich am oberen Ende.
An der aus Lehm gestampften Diele als Stapelwerk jederseits drei Ständer; sie bilden die Stützen des Hauses, vier Balkenfächer spannen sich darüber.
Sideldören gibt es nicht in der Schäferei, dafür ist in der hinteren Giebelwand eine schmale Tür angebracht. Durch diese kann man den Torf und die Spläten hereinholen, die unter dem Hamm aufgestapelt sind.
Schmiede
Als weitere kleine Gebäude sind noch die Bleicherhütte, der Schafskoven, Timmerkamer und der Bootsschelf zu nennen.
Alle hier aufgeführten Gebäude ergeben insgesamt eine Hofanlage als Museumsgelände, wie es in dieser Vielfalt selten anzutreffen ist. Das Bestreben des Trägers, des Vereins für Heimatpflege e. V. Bad Zwischenahn ist es, dem Besucher die Lebenskultur unserer Heimat, des Ammerlandes, vor über 300 Jahren aufzuzeigen.